In einer Welt, die sich ständig verändert, suchen viele Menschen nach Wegen, mit den Herausforderungen des Lebens, der Arbeit und der persönlichen Entwicklung besser umzugehen. Coaching ist dabei zu einem wichtigen Instrument geworden – besonders das systemische Coaching erfreut sich wachsender Beliebtheit. Aber was genau steckt eigentlich hinter diesem Ansatz?
Systemisches Coaching basiert auf der Annahme, dass der Mensch nie isoliert betrachtet werden kann. Jede Person ist Teil verschiedener sozialer Systeme – sei es die Familie, das Team, das Unternehmen oder die Gesellschaft insgesamt. Entscheidungen, Verhaltensweisen und Probleme entstehen nicht im luftleeren Raum, sondern immer im Kontext dieser Systeme. Genau hier setzt das systemische Coaching an: Es versucht, die Wechselwirkungen zwischen Individuum und Umfeld zu erkennen, zu verstehen und produktiv zu nutzen.
Ein zentrales Prinzip des systemischen Coachings ist die Ressourcenorientierung. Statt sich ausschließlich auf Defizite oder Probleme zu konzentrieren, richtet die Coachin den Blick gemeinsam mit dem Klienten auf dessen Stärken, Fähigkeiten und bereits vorhandenen Lösungsansätze. Die Grundidee lautet: Die Klient:innen trägt die Lösung bereits in sich – sie muss nur sichtbar gemacht und aktiviert werden.
Ein weiteres wesentliches Element ist die Wirklichkeitskonstruktion. Systemische Coaches gehen davon aus, dass es nicht „die eine“ objektive Wahrheit gibt, sondern dass jeder Mensch seine eigene Wirklichkeit konstruiert. Das bedeutet, dass unterschiedliche Perspektiven auf ein und dasselbe Thema möglich und legitim sind. Aufgabe der Coachin ist es, diese Perspektivenvielfalt zu fördern und neue Sichtweisen zu eröffnen, die den Klient:innen helfen können, festgefahrene Denkmuster zu durchbrechen.
Darüber hinaus spielt die zirkuläre Betrachtungsweise eine wichtige Rolle. Statt nach linearen Ursache-Wirkungs-Ketten zu suchen, geht es im systemischen Coaching darum, die Dynamik innerhalb eines Systems zu analysieren. Wer beeinflusst wen? Wie wirken bestimmte Verhaltensweisen auf andere Mitglieder des Systems zurück? Diese Fragetechnik – oft in Form sogenannter zirkulärer Fragen – regt dazu an, neue Einsichten über Beziehungen und Zusammenhänge zu gewinnen.
Auch die Haltung der Coachin ist zentral: Systemisches Coaching lebt von einer wertschätzenden, offenen und nicht-wertenden Grundhaltung. Die Coachin tritt den Klient:innen nicht als Expertin mit fertigen Lösungen gegenüber, sondern als Begleiterin auf Augenhöhe, die einen geschützten Raum für Reflexion, Entwicklung und Veränderung schafft.
Schließlich ist systemisches Coaching lösungs- und zukunftsorientiert. Anstatt Probleme in ihrer ganzen Komplexität zu analysieren, richtet sich der Blick auf konkrete nächste Schritte und machbare Veränderungen. Es geht darum, Möglichkeiten zu schaffen, Potenziale zu entfalten und den Handlungsspielraum des Klienten zu erweitern.
Systemisches Coaching ist also weit mehr als eine Methode – es ist eine Haltung, die auf Vertrauen in die Selbstwirksamkeit, auf Beziehung und auf Kontextsensibilität basiert. Wer sich auf diesen Ansatz einlässt, öffnet neue Türen: zu mehr Klarheit, zu bewussteren Entscheidungen und zu einem tieferen Verständnis für sich selbst und das eigene Umfeld.
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