Konstruktivismus im systemischen Coaching: Die Welt ist, was wir daraus machen

Systemisches Coaching basiert auf der Annahme, dass jeder Mensch seine eigene Wirklichkeit konstruiert. Doch was bedeutet das genau? Hier kommt der Konstruktivismus ins Spiel – eine erkenntnistheoretische Perspektive, die davon ausgeht, dass es keine objektive Wahrheit gibt, sondern dass jeder Mensch die Welt individuell wahrnimmt und interpretiert.

In diesem Beitrag schauen wir uns an, was der Konstruktivismus bedeutet, warum er eine zentrale Rolle im systemischen Coaching spielt und wie er in der Praxis genutzt wird.

Was ist Konstruktivismus?

Der Konstruktivismus geht davon aus, dass unsere Wahrnehmung der Welt nicht objektiv ist, sondern durch unsere Erfahrungen, Überzeugungen und sozialen Kontexte geprägt wird. Das bedeutet:

  • Es gibt nicht die eine Wahrheit, sondern viele mögliche Sichtweisen.
  • Unsere Realität ist ein Produkt unserer eigenen Konstruktionen.
  • Veränderung beginnt, wenn wir unsere eigenen Konstruktionen hinterfragen und neue Perspektiven zulassen.

Einer der wichtigsten Vertreter des Konstruktivismus ist Paul Watzlawick, der mit seinem berühmten Satz „Die Wirklichkeit ist die Erfindung einer Wahrnehmung“ darauf hinwies, dass unsere Realität subjektiv ist.

Warum ist der Konstruktivismus für das systemische Coaching wichtig?

Im systemischen Coaching werden die Klient:innen nicht als „Fehlersuchende“ betrachtet, die eine richtige Lösung finden müssen. Stattdessen geht es darum, die aktuelle Sichtweise zu reflektieren und alternative Perspektiven zu entwickeln.

Das bedeutet für die Coaching-Praxis:

  • Probleme sind Konstruktionen: Was Klient:innen als „Problem“ empfinden, ist oft eine von ihnen selbst geschaffene Interpretation. Durch Perspektivwechsel kann es sich relativieren oder sogar auflösen.
  • Es gibt keine objektiven Lösungen: Statt fertige Antworten zu liefern, hilft die Coachin neue Sichtweisen und Möglichkeiten zu entdecken.
  • Sprache erschafft Wirklichkeit: Wie Klient:innen über sich und ihre Situation sprechen, beeinflusst deren Erleben. Durch gezielte Fragen kann eine Coachin helfen, destruktive Narrative zu verändern.

Der Konstruktivismus ist also ein zentrales Fundament des systemischen Coachings. Er hilft, festgefahrene Denkmuster zu hinterfragen und neue Perspektiven zu entwickeln. Statt nach der „richtigen Lösung“ zu suchen, geht es darum, Realität aktiv zu gestalten – denn die Welt ist nicht, wie sie ist, sondern wie wir sie sehen.

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